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Zittern

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Ganz lange schon träumte ich von einem Spiel mit Kälte. Damit meine ich keine Eiswürfelchen oder Ähnliches – sondern wirkliche klirrende, unbarmherzige Kälte. Irgendeine höhere Macht, die für das Wetter verantwortlich ist, hat wohl von meinem Traum gehört und selbst dem oft viel zu warmen Ruhrgebiet in diesem Jahr einen richtigen Winter beschert. Meine Gespielin fand die Idee ebenso fein und so stand einem Versuch wohl nichts mehr im Wege…

Am gestrigen Abend gingen wir Hand in Hand im Restlicht der gerade untergegangenen Sonne an einen unserer liebsten Orte, eine auf einem Hügel gelegene Waldlichtung mit Blick über die ganze Stadt. Ihre Hand war so warm und Ihre Worte so lieb doch ich wusste, dass sie mich so, wie ich sie kenne, nur bis zu diesem Ort geleiten würde. Die Person, in deren Hände ich dort sein würde, sollte eine Andere sein.

Als wir zwischen den Bäumen im knirschenden Schnee ankamen erzählte mir meine Gespielin von der Schneekönigin, Ihrer Schönheit und Grausamkeit und versicherte sich noch einmal, ob ich ihr denn wirklich begegnen mag. Grausam und unnachgiebig – eiskalt würde sie sein, und um mich ihr würdig zu erweisen, muss ich die Prüfungen derer bestehen, die sie schicken würde. Ich muss den Weg schutzlos antreten – nackt und ohne den Stern um meinen Hals, der mich sonst stets beschützt. ich darf keiner ihrere Forderungen entsagen und ich muss in allem, was ich sage, die Wahrheit sprechen.

Ich erklärte mich bereit, und sie nahm meine Kleidung entgegen und band lächelnd zwei Seile an meine Handgelenke und verband mir die Augen, führte mich ein paar Schritte durch den Wald und bedeutete mir, mich in den Schnee zu knien. Meine Hände wurden links und Rechts an frierende Winterbäume gefesselt und sie strich mir übers Haar und ließ mich allein. Für eine gefühlte kleine Ewigkeit. (mehr …)