Geschriebene Sätze als Strafe

Geschriebene Worte – vor Allem mit der Hand Geschriebene – haben in einer Zeit, in der jedes noch so unwichtige Schriftstück gedruckt ist, gewiss einen Reiz. Das gilt natürlich auch für Beziehungen im BDSM-Kontext. Ich habe es sehr genossen, über eine gewisse Zeit mit meiner Gespielin ein Buch zu führen. Darin konnten wir Wünsche, Gedanken oder einfach nur Fantasien niederschreiben, die uns in den Sinn kamen. Irgendwann waren ein paar Seiten gefüllt, und es wurde dem Anderen gegeben, der es lesen konnte, vielleicht ein wenig Inspiration oder ein paar Träume daraus gewann und selbst einige Sätze schrieb. Ein liebliches Ritual :)

Heute dachte ich aber über eine andere Anwendung geschriebener Worte nach – nämlich eine Anwendung als Strafe:

writinglines

Im Gegensatz zu anderen „Praktiken“ ist dies eine, die wohl kein Sub genießen kann oder als aufregend empfindet – sondern eben als echte Strafe. (Oder irre ich mich?) 

Es gibt bei solch einer Strafe keine unbedingte Interaktion mit dem dominanten Part, man ist meist allein, sitzt vielleicht bei Kerzenlicht an einem Tisch oder kniet am Boden, und sieht sich mit einem Block Papier und einem Schreibinstrument konfrontiert. Beides hat man wohl seit Schulzeiten nicht mehr so intensiv genutzt, wie man nach den ersten 20 oder 30 Sätzen bemerkt, und die Sehnen beginnen zu schmerzen. Der immer gleiche Wortlaut prägt sich ins Bewusstsein ein – man kann förmlich spüren, wie er Teil des eigenen Denkens wird und wie man ihn nicht mehr hinterfragt.

Irgendwann driften die Gedanken hinfort, vielleicht zu der Frage, wie viele Sätze es noch sind, wie viele Seiten wohl? Ob man sie beidseitig beschreiben sollte oder nicht – und dann schleichen sich Fehler ein. Ich finde, eine solche Aufgabe sollte mit einer Feder erledigt werden, nicht mit einem Bleistift, den man ausradieren kann – und ich fände es ungehörig, eine Seite mit Fehlern vorzuzeigen. Driften die Gedanken also zu weit weg, und man verschreibt sich… knüllt man eine fast schon vollständig beschriebene Seite zusammen und wirft sie weg, und die Aufgabe kann zuweilen endlos anmuten.

Wie ich schon sagte, kann das eine sehr einsame Strafe sein. Vielleicht eine, die man dann erfüllt, wenn man eh nicht bei seinem Spielpartner ist. Was läge da näher, sie direkt ins Virtuelle zu verlegen?

Natürlich leidet die Romantik darunter, wenn man die Sätze doch wieder tippt – aber es gibt noch einige Vorteile dieser Methode. Aufgaben können besser kontrolliert werden, Tippfehler fallen sofort auf und man kann die Zeit messen – inklusive der Zeit, die pausiert wird. Außerdem sieht der Gegenüber das Resultat meist sofort. Es gibt einige Lösungen – ich fand ein hässliches Windows-Programm namens „fond of writing“ und eine Seite, die den zu schreibenden Satz mit zufälligen Variationen in Groß- und Kleinschreibung anreichert. Beides gefiel mir nicht so sehr.

Also widmete ich mich „Write for me“ (Klickt hier, um Euch an der Aufgabe im Bild zu versuchen!).

writeforme

 

Dort kann man Schreibaufgaben anlegen und ein paar Gemeinheiten einbauen (zusätzliche Sätze für jeden Tippfehler oder für zu lange Pausen, zum Beispiel). Die Statistiken beim Erfüllen der Aufgabe werden aufgezeichnet, und das Opfer darf danach seinen Namen hinterlassen.

Ich finde den Effekt, dass sich ein immer wiederholter Satz nach und nach so in das eigene Denkmuster einprägt, faszinierend – aber ich bin furchtbar schlecht in solchen Aufgaben. Meine Konzentration lässt so schnell nach, und die Fehler häufen sich. Aber vielleicht ist es ein gutes Training? (Eine liebe Freundin hatte gar die Idee, diese Seite als Hilfe zum Lernen von Vokabeln zu verwenden – ob da etwas dran ist?)

Ich würde gern wissen, ob ihr Strafen, die aus solchen repetitiven Aufgaben bestehen, schon einmal gestellt oder erlitten habt, und wie ihr darüber denkt. Hatten sie die gewünschte Wirkung? Oder konnten manche von Euch sie sogar genießen?

21 Antworten zu “Geschriebene Sätze als Strafe”

  1. Samya sagt:

    Sätze zu schreiben fände ich furchtbar langweilig, aber auf der anderen Seite kann es denke ich helfen, sich in seine eigene Lage hineinzuversetzen. Danach ist einem wirklich klar, welche Position man in der Beziehung einnimmt und wie man sich dem anderen gegenüber zu verhalten hat.

    Schöner finde (bzw. fände – noch kenne ich es nicht^^) ich es, Gründe aufzuschreiben, aus denen man dieses und jenes tun oder lassen soll. Sprich, wenn Sub beispielsweise ein „Arschloch!“ herausgerutscht ist, fände ich es interessant, Sub aufschreiben zu lassen, warum das keine adäquate Bezeichnung ist ;). Dann kann man immer noch die Fehler zählen etc.

  2. markus sagt:

    Nur Doms, denen nichts besseres einfällt, die also nicht in der Lage sind, wirklich auf den/die Sub einzugehen, lassen sich diese kindischen Aufgaben einfallen…

  3. Tristan sagt:

    Oh, ich weiß nicht – ich finde es gar nicht rein negativ. Sich wiederholende Sätze geleiten mich in eine Art Trance, fast einen meditativen Zustand, bis dahin, dass der Satz ganz ohne Widerstände durch meine Gedanken fließt und noch lange dort nachhallt. Ich glaube ein Aufsatz hätte diesen Effekt nicht (ist aber am Ende natürlich interessanter zu lesen ;))

    Markus: Ich glaube, auf jeden Menschen wirkt alles unterschiedlich – für jedes Spiel-Element findet sich sicher irgendjemand, der es als „kindisch“ bezeichnet. Auf sub eingehen bedeutet ja bei einem Spiel etwas zu wählen, was Wirkung zeigt – sei es als generelle Situation oder als Strafe :)

  4. markus sagt:

    Das ist halt meine Meinung zu diesen Sätze-schreiben-Aufgaben. Ich lebe D/S und fand diese Aufgaben immer schon einfallslos und auch in der Durchführung langweilig. Wenn man sich wirklich kennt und nicht nur Spiele spielt, gibt es erheblich effektivere, echte Strafen.

  5. Tristan sagt:

    Interessant, willst du Ideen darüber teilen?

  6. markus sagt:

    Nein, das ist nicht nötig Tristan.
    Ich weiß, dass Du selbst genug Ideen hast…

  7. Tristan sagt:

    Na gut, schade. Aber danke für das Kompliment :)

  8. markus sagt:

    Keine Ursache.
    Aber du kennst mich und meine Lebenssituation ja sehr gut. :)

  9. Tristan sagt:

    Ok, wenn du meinst oO

  10. markus sagt:

    Danke für die Bestätigung. ;)

  11. cravatman sagt:

    Strafarbeiten schreiben, das kenne ich nicht aus meinen Schulzeiten. Aber jetzt als Erwachsener habe ich Strafarbeiten neu kennen gelernt. Und ich habe sie schätzen gelernt, weil ich alleine durchs Schreiben-Müssen viele schlechte Angewohnheiten habe verbessern können.
    Meine Herrin wendet daher Strafarbeiten bei mir ziemlich regelmäßig an. Sie weiß dann natürlich auch, dass ich in der Zeit zumindest keine Gelegenheit mehr habe, irgendwelche Dummheiten anzustellen…

  12. Lisa sagt:

    @Tristan: Irgendwie finde ich belustigend, dass Du das selbst machst … Bestrafst du dich damit selbst?

    Ok, ich weiß dass du eine Switcher bist (oder irre ich mich?) … dennoch habe ich manchmal (oder oft) das Gefühl dass doch mehr Sub in dir steckt ..

  13. Tristan sagt:

    Mich selbst damit zu bestrafen wäre doch wirklich viel zu langweilig, meinst du nicht? Nein – das täte ich im Leben nicht!

  14. Lisa sagt:

    Ich weiß nicht … gibt bestimmt Leute die das machen …
    Warum machst du es denn dann?

  15. Tristan sagt:

    Ich würde es höchstens für eine Frau tun die ich verehre – um ihr zu gefallen und um brav zu sein.

  16. Lisa sagt:

    *nachdenk* Solche gab es folglich … Wenn du schon 12 (?) Taskes (richtig oder falsch? Mehrzahl?) geschrieben hast …

    (Fuck da kommt wieder die „kleine Stalkerin“ zum Vorschein xD)

  17. Tristan sagt:

    Natürlich gab es die – das ist doch offensichtlich!

  18. Lisa sagt:

    Oh, verzeih! Natürlich ist das offensichtlich. Sehr sogar :P

  19. Tristan sagt:

    Wie immer du meinst :)

  20. Lisa sagt:

    Ich glaube bei mir ist Hopfen und Malz verloren, nicht mal das funzt bei mir noch.
    Ich bin und bleibe eine Rebellin – Jedoch nicht immer stolz.. Nicht was mein Herz und die Sehnsucht in mir angeht … die sie immer bekämpft

  21. SuendigMaid sagt:

    @Tristan: Sag mal.. Woher weiß du oder man überhaupt ab wann es … äh .. anschlägt?

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