Waterboarding

Wasser zum Spielen zu benutzen ist natürlich reizvoll und ist schon lange Teil unseres Repertoires – wir haben uns langsam herangetastet. Im heimischen Badezimmer, verdammt zur Bewegungslosigkeit heißes (Vorsicht – Verbrühungen werden schnell unterschätzt und haben meiner Meinung nach wirklich unfeine Folgen!) und kaltes Wasser erleiden zu müssen ist interessant – gerade weil der glatte Rand der Badewanne die Bewegung so schon einschränkt. Eine Gefangenensituation, bei der die Peinigerin einen Schlauch mit kaltem Wasser in der Hand hält kommt natürlich in den Sinn – aber irgendwann wollten wir mehr.

Unter Wasser kann man nicht atmen, und das ist doch ein sehr interessantes Spielelement :) Leider auch kein Ungefährliches. Meine Gespielin schlug mir dazu eine Situation an einem See vor, bei der ich mit hinter dem Rücken gefesselten Händen schwimmen sollte, und sie in einem Boot neben mir ist. Irgendwann würde die Erschöpfung mich übermannen und ich aufgeben müssen – und sie würde mich mit einem Seil um den Hals nach oben ziehen, ärgern und am zum-Ufer-schwimmen hindern können. Ich fand den Gedanken großartig – aber ein See mit Boot zu einsamer Stunde ist ziemlich schwierig aufzufinden.

Bei der Suche nach Alternativen kamen wir an Waterboarding nicht vorbei. Viele Menschen haben dabei gemischte Gefühle – immerhin ist es eine vielfach von dubiosen Regierungen eingesetzte Foltermethode, und man kann so viel darüber lesen wie man mag – wie es letztendlich sein würde, konnten wir vorher unmöglich wissen. Aber – dafür sind wir uns vertraut und nahe, dafür kennen wir einander und erkennen unsere Empfindungen. Das war uns genug, um den Mut zu finden, uns einmal darauf einzulassen. Außerdem versprach die Literatur so einiges: Die Panik des Ertrinkens, die sofort einsetzt – aber bei der richtigen Anwendung ohne eine echte körperliche Gefahr.

Aber wie funktioniert Waterboarding? In diesem Sommer bot sich uns die einmalige Möglichkeit, das einmal auszuprobieren. Mitten an einem idyllischen See (und unter den Blicken einiger neugieriger Menschen, die mit uns an eben diesem Ort waren) begannen wir die Vorbereitungen. Beim Waterboarding wird das Opfer auf eine Unterlage gefesselt – so, dass es sich nicht mehr erheben kann. Dabei ist es vorteilhaft, den Kopf auch ein wenig zu fixieren, so dass er sich nicht all zu weit wegdrehen lässt – aber das muss man nicht so ernst nehmen (im Extremfall können auch die Arme gestreckt nach oben angebunden werden, so dass der Kopf zwischen den Oberarmen eingeklemmt wird). Die Unterlage, an die das Opfer gefesselt ist, wird dann geneigt – und zwar so, dass der Kopf tiefer liegt als Rumpf und Beine. Das ist essenziell wichtig, um zu verhindern, dass kein Wasser in die Lungen gelangen kann. Wir wollen ja den Vorteil, dass die Gefahr zu ertrinken nur gefühlt wird und nicht tatsächlich vorhanden ist, nicht verspielen ;)

Danach würde man ein Stofftuch über Mund und Nase des Opfers legen, und Wasser darauf gießen – in einem konstanten Strahl. Der Stoff würde sich mit dem Wasser durchtränken, und das Opfer das Gefühl haben, zu ertrinken. In ihm würde Panik ausbrechen, und das Gefühl wäre nicht mehr zu stoppen, bis der Aktive Gnade zeigt und das Wasser stoppt. Soweit die Theorie ;)

An unserem See, inmitten von Schilf und Brennnesseln, schleppten wir die Reste einer übergroßen Holzpalette ans Ufer. Dieses war schon natürlich so geneigt, wie wir es für angemessen hielten, und wir legten sie ab und ich legte mich darauf, mit dem Kopf an der tiefsten Stelle. Es war eine unbarmherzig grelle Sonne, meine Gespielin ließ sich alle Zeit der Welt damit, mich kunstvoll einzuschnüren. Sie wollte ganz sicher gehen, dass ich keine Chance hatte, mich zu befreien oder aufzurichten oder um mich zu schlagen, und ich war ihr sehr dankbar dafür :) Während ich noch überlegte, ob das Muster der Seile, die mich vor der Sonne schützten, als Lücken im Sonnenbrand, den ich zweifellos davontragen würde, fein aussähen, vertrieb eine Freundin, die auch die Fotos machte, sich und mir die Zeit mit Brennnesseln.

Irgendwann kniete meine Gespielin neben mir, ich blinzelte in die Sonne und sie überlegte, mit welchem der Stoffe (sie hatte vorsorglich mehrere Sorten dabei) sie beginnen sollte. Wir entschieden uns für den rauesten und gröbsten Stoff und einen Zinnkrug mit 1,5 l Wasser. Sie bedeckte mit dem Tuch meinen Mund und die Nase, um beim ersten Mal noch meine Augen zu sehen und meine Empfindungen daraus abzulesen.

Die ersten Tropfen durchnässten das Tuch kaum – es perlte wirklich viel davon ab. Es war ein merkwürdig-hilfloses Gefühl, die Tropfen auf dem Gesicht zu spüren, und irgendwann, als genug Wasser das Tuch durchtränkt hatte, fiel mir das Atmen auch schwerer und ich hielt die Luft an. Dadurch, dass mein Kopf etwas tiefer lag, lief etwas Wasser in meine Nase – aber ich bin kein Mensch, der damit ein Problem hat. Als der Krug halbleer war, nahm sie das Tuch hinfort und ich grinste – irgendwie war das nicht die Reaktion, die sie von mir erwartete.

Unter den Umstehenden fanden sich schnell genug Freiwillige, die mehr Wasser holten. Einen Kanister mit 10 Litern diesmal. Wir meinten beide, dass grober imprägnierter Stoff vielleicht nicht so sinnvoll wäre, und nahmen etwas Feineres (den auf dem Foto) – und als die Lakaien mit dem Wasser zurück kamen, begann es erneut.

Diesmal Mal bedeckte sie meine Augen ebenfalls – und als der erste Schwall mich traf, verschwanden alle Eindrücke um mich. Das Tuch presste sich fest über mein Gesicht, meine Nase und meine Nebenhöhlen liefen mit Wasser voll und ich konnte auch unter größter Kraftanstrengung nicht atmen. Es war einfach blockiert – von innen heraus. Ich bekam Panik, eigentlich innerhalb von Sekundenbruchteilen, und riss an den Seilen. Alles andere war unwichtig – ich spürte nur noch Wasser und Kälte und Dunkelheit und Angst. Ein überwältigendes und unglaublich intensives Gefühl <3

Meine Gespielin hatte bald Erbarmen und befreite mich – nahm das Tuch von meinem Kopf und die Sonne schlug in meine Augen – und ich war unendlich erleichtert wieder atmen zu können und zu dürfen. Ich wollte mich zur Seite drehen, und habe gar nicht gemerkt, dass sich in meinem Haar festgekrallt hatte, damit ich den Kopf nicht wegdrehe. Ich glaube, in dieser Situation hätte es das gar nicht gebraucht, aber es ist eine tolle Geste. Unsere Neugier war geweckt, und wir versuchten es in längeren Intervallen – und ich kann mir bildhaft vorstellen, dass jemand an diesen Gefühlen zerbrechen kann, wenn sie in unsicheren Situationen in einem Kontext von echter Folter auftreten. Doch gegen Ende wollte ich noch meine Selbstbeherrschung testen.

Mir ist bewusst, dass es etwas anderes ist, wenn mein Gegenüber meine Vertraute ist – aber ich wollte schon sehen, wie lange ich die Panik in Zaum halten kann. So nahm ich mir Tuvok als Vorbild, suchte mir einen Pol innerer Ruhe und redete mir fast 10 Liter lang ein, dass ich im Moment eigentlich gar nicht atmen will und das kühle Nass genieße. Es klappte – aber … es klappte gerade so ;)

Ich kann meine Revance zu diesem Spiel kaum erwarten! Natürlich ist es ein wenig aufwändiger, deshalb wird es nicht all zu bald sein, doch der Tag wird kommen *grinst*

Zusammengefasst möchte ich Euch noch ein paar Tipps auf den Weg geben, falls ihr es selbst versuchen möchtet:

  • Schleppt Euch zu Beginn nicht mit riesigen Wasserkanistern ab. Ein Krug mit 2l Inhalt tut es für den Anfang allemal.
  • Möchtet ihr es danach ins Extreme treiben, nehmt lieber gleich einen Schlauch. Das entreißt dem Opfer den Gedanken, dass es sich so lange zwingen kann, nicht in Panik zu geraten, bis das Behältnis leer ist.
  • Haltet Euch fern von Stoffen, die jemals auch nur irgendetwas Imprägnierendes gesehen haben.
  • So schön rau und zum Ambiente passend grobe unnachgiebige Stoffe auch sind – fein gewobene Baumwolle oder dünner Nesselstoff funktionieren viel besser!
  • Nehmt sauberes Leitungswasser oder zumindest Flüssigkeiten ohne feste Bestandteile, nichts mit Schwebstoffen oder kleinen Pflanzenteilen darin – ein großer Teil der Flüssigkeit davon landet in den Augen oder in den Augenhölen und Fließt beim Panischen Aufreißen derselben auf die Glaskörper.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Ausprobieren :)

Hinterlasse eine Antwort