Ich kann mir Seile aus dem BDSM-Kontext nicht wegdenken. Natürlich bedürfen sie etwas mehr Übung als Handschellen und Manschetten, aber sie sind so wundervoll flexibel. Sie können irrsinnig bequem oder unglaublich qualvoll sein, das Opfer in jeder beliebigen Position festhalten und – sind wir mal ehrlich – auch wenn sie beim Anlegen und in der Handhabung ein wenig mehr Geschick verlangen sind sie doch fast immer viel hübscher anzusehen :) Ich möchte in diesem Artikel nicht so sehr darauf eingehen, was an Sicherheit zu bedenken ist – ich glaube, davon habt ihr alle schon genug gelesen, zumal die meisten dieser Regeln ja auch für alle anderen Fesselungsmethoden gelten. Dafür schreibe ich ein wenig über die verschiedenen Arten und Materialien von Seilen, und worin sie sich unterscheiden.
Seile und Flechtschnüre
Umgangssprachlich werdet ihr als „Seil“ jedes flexible, längliche Stück Irgendwas bezeichnet sehen, das Euch in die Finger kommt – doch eigentlich gibt es eine ziemlich einfache Unterscheidung: Seile sind gedreht, Flechtschnüre sind geflochten. Ein kurzer Blick – oder einmal die Finger darüber gleiten zu lassen – genügt, um den Unterschied festzustellen:
Oben sieht man ein Seil. Um es herzustellen, nimmt man Garn, welches in mehreren Strängen (in diesem Fall drei) nebeneinander aufgespannt wird. Diese Garnstränge (Kadelen) werden ineinander verdreht. Das Seil im Bild besteht aus dreien davon, und durch die Drehung haben sie eine eigene Spannung. Nun erlaubt man dem Seil, dieser Spannung nachzugeben, und lässt die Kadelen sich ineinander verdrehen – somit hält das Seil sich selbst stabil. Ein ganz einfacher Prozess eigentlich :)
Die Flechtschnur darunter ist, wie der Name schon sagt, geflochten. Dazu ist eine etwas kompliziertere feinmechanische Apparatur erforderlich. Genügt theoretisch für einfache gedrehte Seile eine stabile Türklinke und ein Küchenmixer braucht es für Flechtschnüre schon eine Flechtmaschine.
Die Unterschiede
Natürlich ist es Geschmackssache, ob ihr Euer Opfer lieber in Seil oder Flechtschnur kleidet – oder welches Ihr lieber auf der Haut spürt. Deshalb gebe ich Euch nur ganz objektiv die Eigenschaften an die Hand – und entscheiden dürft ihr selbst. Probieren geht über Studieren ;)
Seile:
- Dehnen sich bei Zug kaum aus
- Werden nicht dünner, wenn man sie dehnt oder einen festen Knoten hineinmacht
- sind rauer als geflochtene Schnüre
- sind leichter herzustellen
- Müssen an mindestens einem Ende fixiert werden – mit einer Umwicklung, einem Knoten oder etwas Flecht- und Näharbeit, damit sie nicht aufgehen
- Hinterlassen wunderschöne Spuren auf der Haut:
Flechtschnüre:
- Dehnen sich bei Zug aus und werden dann schmaler, auch in einem Knoten
- Sind glatter und gleiten leichter durch die Hand
- Gibt es in mehr unterschiedlichen Materialien und Farben
- Sind schwieriger selbst herzustellen
- Ergeben meist ein „saubereres“ Bild, gerade wenn es um ästhetische Fesselungen geht
Material
Seile und geflochtene Schnüre gibt es aus den verschiedensten Materialien, und jedes ist so richtig, wie es die Vorlieben der Menschen trifft, die damit spielen. Einige lieben je nach Situation kratzige Seile, andere wollen eine Fesselung als Schmuck den ganzen Tag auf Prinzessinnenhaut tragen und wieder andere wollen ihr Opfer mit 40 m Seil verschnüren und haben panische Angst, sich die eigenen Hände zu verbrennen, wenn sie es beim Aufwickeln zu schnell hindurchgleiten lassen. Daher teile mit ich Euch ein paar Materialien, die ich kenne, und deren Eigenschaften – ihr dürft in den Kommentaren gern ergänzen, was Euch einfällt :)
- Baumwolle ist sehr preiswert, kann problemlos in der Waschmaschine gewaschen werden und fühlt sich bequem auf der Haut an. Man kann sie färben – daher gibt es sie auch in vielen verschiedenen Farben, und die meisten Flechtschnüre sind daraus hergestellt.
- Hanf hat einen Duft, den ich persönlich sehr liebe – aber die Geschmäcker gehen auseinander. Hanf findet sich fast nur in gedrehten Seilen, hat zu Beginn eine mittlere Rauigkeit die aber relativ schnell abnimmt. Obwohl es eine Naturfaser ist, verzeiht Hanf, wenn es einmal feucht wird – es sollte dann aber locker aufgerollt und frei von Knoten sein.
- Sisal – nun, Katzenkratzbäume werde damit umwickelt. Muss ich mehr sagen? Es ist sehr witterungsbeständig (für eine Naturfaser) und ziemlich kratzig :) Es ist leicht und hat gar kein Problem damit, nass zu werden (selbst Salzwasser ist kein Problem) – und es wird nicht brüchig wenn es danach in der Sonne trocknet.
- Polyamid ist eine Kunstfaser, und man bekommt eigentlich fast nur Flechtschnüre daraus, kaum Seile. Die Faser selbst ist dehnbar, was die Dehnbarkeit noch erhöht. Es ist selbstverständlich witterungsbeständiger als jede Naturfaser, wird als Kletterseil eingesetzt und ist sehr zuverlässig. Es gibt sie fast nur in bunten Farben, bei Kletterseilen ist eine Spur davon immer in einer Signalfarbe, die das Herstellungsjahr angibt.
- Polyester viele billige „Bondageseile“ aus Sexshops bestehen – zumindest zum Teil – daraus. Es fühlt sich künstlich-weich an, ist ziemlich beständig. Wenn man es zu schnell durch die Hand gleiten lässt, kann man sich verbrennen. Man findet mehr Flechtschnüre als Seile aus Polyester.
- Seide … dazu kann ich leider nichts sagen, da ich noch kein Seidenseil in den Händen hatte – aber ich bin furchtbar neugierig, und wenn mir jemand 50m Seidengarn bringen mag, drehe ich gern eines daraus :)
Seilenden
Beide Enden der meisten geflochtenen Seile werden, wenn sie nicht irgendwie versäubert sind, aufgehen und das Seil nach und nach auftrennen. Ein Ende (Ihr seht schon, welches) eines jeden vollständig gedrehten Seiles ebenso. Es gibt verschiedene Methoden, die Enden zu sichern. Bei Kunstfaserseilen genügt es meist, das Ende kurz in eine Flamme zu halten und dann wieder zu löschen – aber meine Gespielin zeigte mir diese elegantere Methode.
Ihr benötigt Zwirn – ich nehme immer Sternchenzwirn dafür, und tut das Folgende (ein Klick auf das Bild vergrößert es):
- Lokalisiert die Stelle, an dem das Seil noch komplett geflochten ist.
- Legt eine kleine Schlaufe aus Garn längs des Seiles und haltet sie fest.
- Umwickelt die Schlaufe und das Seil eng mit einigen Windungen des Garns.
- Zieht das Ende, mit dem Ihr umwickelt habt, am Ende durch diese Schlaufe. Dann verengt die Schlaufe, indem ihr am anderen Ende zieht.
- Macht einige Knoten, um das Ganze zu sichern
- Bewundert das Ergebnis und schneidet die Enden ab ;)
Da viele von Euch vielleicht noch nie gesehen haben, wie so etwas geht, haben wir heute ein Video aufgenommen. Wir drehen ein Hanfseil auf einer hübschen alten Seildrehmaschine (Zusatzkarma für den ersten Menschen, der den Soundtrack erkennt ^^):
Dueling Banjos aus Deliverance
„I bet ‚cha can squeal like a pig!“
ich möchte mein Karma ausgeben um „obskure Filme“ auf 6 zu steigern :P
Der Kandidat hat 100 Punkte :)
Wenn dir das Karma nicht genügt, kann ich dir vielleicht ein paar Hanfseile als Kompensation anbieten – die braucht man doch immer ^^
Was? Seile können bequem sein? Das will ich sehen. *demütig die Hände ausstreck*
xD Da hat sich aber jemand schlau gemacht. :D
Ist aber irgendwie doch interessant zu lesen, dass Seil nicht gleich Seil ist und welche Unterschiede es gibt.
Ich glaube mit den Sicherheitsregeln für’s Bondage wärst du auch ziemlich beschäftigt gewesen, hab mal einen Artikel gefunden, der war schon lang ..
Hm, ich hatte bisher „nur“ das Vergnügen mit Tape (was beinahe ziemlich gefährlich geworden wäre, weil mir linke Hand plötzlich blau anlief, ohne dass was gemerkt habe, zum Glück hat es mein ehemaliger Herr dann gesehen und das Tape schnell wieder ab gemacht) und Stofffesseln, die er sich unter anderem für mich geleistet hat (mhh die schönen roten Fesseln, wie ich sie vermisse ..)