Vollkommen gefangen bin ich noch, in den Nachwirkungen dieses wundervollen Wochenendes, die mich einfach nicht loslassen, mich tiefer ziehen und meine Neugier schüren. Ich habe mir nicht träumen lassen, dass der Weg, den ich am Samstag nach so viel Vorfreude nun endlich einschlug, in mir so viel Begeisterung und Gier nach mehr wecken würde. Doch der Reihe nach:
Vor einigen Monaten – eigentlich über einem Jahr schon – erzählte mir ein Freund, der sich schon länger mit Hypnose im Kontext von BDSM beschäftigte, detaillierter und begeisterter von seinen Erfahrungen, und seine Worte begannen, auch in mir eine Neugier zu entfachen. Aber die Welt des BDSM ist groß, und es gibt so viele Dinge, die meine Gespielin und ich gern einmal ausprobieren möchten – so reihte ich es einfach in die Reihe ein, und beließ es dabei. Doch es fühlte sich nicht so an, als wäre ein Ort in der Liste der „das wäre doch einmal interessant“ – Dinge sei der geeignete Ort. Warum?
- Das Thema Hypnose ist vollkommen anders als alles, was ich kenne. Ich habe rein gar keine Erfahrungen damit, ich habe nicht einmal eine vage Vorstellung davon, wie es sein oder sich anfühlen könnte.
- Die Erlebnisse, die dieser Freund mir berichtete, klangen beeindruckend – fast schon fantastisch. Sie erzeugten Unglauben, ja – aber auch Neugier, weil ich diesem Menschen vertraue und dieses Gefühl das Unglauben bröckeln ließ
Deshalb begann ich, ab und an einmal das Gespräch im Beisein meiner Gespielin auf dieses Thema zu lenken. Sie teilte den Reiz, den die Vorstellung hat – aber sie meinte auch, dass sie sich sehr unsicher sei, ob sie es zulassen könnte, jemanden – vielleicht gar jemanden, dem sie nicht zu sehr vertraut und der ihn nicht gut kennt, so nah an sich selbst, ihren Kopf und ihr Unterbewusstsein zu lassen. So versiegte das Thema erst einmal – und blieb eine nette Idee.
Aber etwas so Reizvolles lässt sich nicht einfach lange ignorieren – nicht von mir, und von meiner Gespielin erst recht nicht. Irgendwann aus heiterem Himmel kam sie auf mich zu und meinte, sie hätte darüber nachgedacht: Dass sie mir vertraut, dass die Neugier siegte und dass sie sehr gern dieses Thema mit mir gemeinsam verfolgen mag. Ich war hellauf begeistert :) Das ganze geschah, als sich in unserem Umfeld die Möglichkeit, an einem Seminar teilzunehmen, auftat. Hypnose im Kontext von BDSM – und wir beide wussten, dass es uns fast magisch dorthin zog. Zusätzlich haben wir noch ein längeres Gespräch mit einem der Kurs-Dozenten geführt, ganz zwanglos und offen, und es hat viele Vorurteile zerstreut, die Ängste hätten auslösen können.
Die Entscheidung war gefallen – wir meldeten uns für ein Seminar an – in einer vertrauten Umgebung (nämlich am Veranstaltungsort der Dark Desire, auf der wir häufiger spielen), mit zumindest einem Dozenten, den wir kennen und sehr mögen und schätzen – eine bessere Situation hätte es nicht geben können :)
Nachdem die Aufregung, je näher der erste Seminartag rückte, ins Unermessliche stieg, begab ich mich nach einem entspannenden Abend und einer erholsamen Nacht mit meiner Gespielin am Morgen des Samstags zu den Bedo-Studios. Wir waren aufgeregt, wir waren zu früh (aus Angst, zu spät zu kommen) und voller Erwartungen und Unsicherheiten und Vorfreude. Nach und nach trafen die anderen Teilnehmer ein, der uns schon bekannte Dozent, ein guter Freund, begrüßte uns und wir lernten uns ungezwungen kennen – und stellten erleichtert fest, in einer Gruppe durchweg sympathischer und angenehmer Menschen zu sein. Die zweite Dozentin, Undine, kannte ich bisher nur aus einigen Erzählungen und von ihren Websites – in der Realität bestätigte und bestärkte sich das positive Bild, das ich von ihr hatte. Eine empathische, sympathische, wunderschöne, schillernde, authentische und vollkommen kompetente Frau.
Als das Seminar begann – mit theoretischen Grundlagen und dem Entschärfen von falschen Vorurteilen oder Vorstellungen, die die meisten von uns wohl dabei hatten, war vom ersten Moment an klar, dass die Beiden nicht nur in ihrem Element waren, vollkommen in der Thematik standen und ein beeindruckend solides Wissen – nicht nur von der Thematik an sich, sondern auch von psychologischen oder medizinischen Fakten am Rande hatten, sondern dass sie sich fast spielerisch ergänzten, sich den Ball zuwarfen – es war mir eine Freude, an ihren Lippen zu hängen und es schien ihnen eine zweite Natur zu sein, das zu vermitteln.
Der Großteil des Seminars bestand allerdings nicht in diesen gemütlichen Runden, in denen uns Neues erzählt wurde, sondern darin, es anzuwenden. Untereinander – denn das zu lernen, dafür waren wir ja da. Die Location bot sich perfekt dazu an – die sonst zum Spielen verwendeten halb abgetrennten Bereiche waren wundervoll dazu geeignet, in kleinen Gruppen das anzuwenden, was uns nahe gebracht wurde. Die Spielgeräte wurden zu entspannenden Sitzmöglichkeiten, und wir lernten nach und nach aufeinander aufbauend die Schritte der Einleitung und Vertiefung einer hypnotischen Trance in ganz vielen Facetten und an mehreren Partnern, lernten, wie unterschiedlich sie reagierten, und uns selbst darauf anzupassen. Aber vor allem lernten wir, uns fallen und leiten zu lassen, dieses wundervolle Gefühl zu erleben, zu genießen, zu vertiefen und … damit zu spielen.
Als der erste Tag zu Ende war, hatte ich ein viel klareres Bild dessen, was möglich ist, wie es sich anfühlt und wie man es erreichen konnte. Und meine Gier danach, mehr zu erfahren, war fast schmerzhaft. Wir haben uns entschieden, an der darauf folgenden Dark Desire noch teilzunehmen, die zwei Stunden zwischen dem ersten Seminartag und der Party verbrachten wir mit dem Verschlingen der Seminarunterlagen und Skripte und damit, unsere Vorfreude auf den nächsten Tag noch mehr anzuheizen.
Die Party selbst war ein toller Kontrast – und da ich mit meiner Spielgefährtin sehr viele der Übungen im Seminar gemacht habe, so darauf geeicht war auf Ihre Stimme – oder eben auf kleinste Zeichen ihres Körpers zu achten, war es eine wunderschöne Spielparty – sowohl auf der aktiven als auch auf der passiven Seite. Wir nahmen wundervolle Spuren mit nach Hause und ein Gefühl der Hingabe zueinander.
Dieses war auch noch nicht verklungen, als wir uns nach einer etwas zu kurzen Nacht am nächsten Tag wieder dort einfanden. War der erste Tag geprägt von Grundlagen, davon zu üben, zu lernen und vorzubereiten, Wissen vermittelt zu bekommen und Techniken zu erlernen, so war es der zweite Tag, der uns beide Dinge fühlen ließ, die überwältigend waren. Die Macht, die das Unterbewusstsein über uns hat, so gezielt lenken zu können, intensivste Empfindungen auszulösen, die aus Gedanken eine scheinbare Realität in all ihren Facetten machen oder Worte zu verankern, die das Verhalten im Wachzustand, über Tage hinweg, grundlegend beeinflussen war etwas, das ich nie in dieser Form zu erfahren erhofft hatte.
Ich bin voller tiefster Dankbarkeit, meiner Gespielin und den beiden Dozenten gegenüber, ich bin beeindruckt und voller Elan! Nachdem ich erfuhr, was wir nach nur zwei Tagen miteinander und füreinander bewirken können, sehen wir auch die Erzählungen vom Anfang, jene, die uns so lockten, mit anderen Augen und sind uns sicher, dass wir dieses neue Instrument in all seinen Aspekten erforschen wollen.
Unsere Neugier, so intensiv sie zu Beginn war, ist erst jetzt wirklich erwacht. Nur – jetzt haben wir die Grundlagen und die Mittel, sie gemeinsam weiter zu erforschen.
Herzlichen Dank für das bezaubernde Feedback! Es war uns ein Vergnügen, unsere Leidenschaft mit euch zu teilen. :)
Lieben Gruß,
Undine
*strahlt* Dass es Euch ein Vergnügen war, hat mit jedem Eurer Worte, jeder kleinen Geste, gemerkt :)
[…] auf unserer Website veröffentlichen zu dürfen. Die Erstveröffentlichung fand in seinem Blog “Celtic Nights” statt. Filed under: Gast-Beiträge Comment […]
Du bist wohl noch immer auf Wolke 7. Schade dass du gar nicht geschrieben hast wie es sich bei dir anfühlt so in Trance zu sein und was ihr genau ausprobiert habt. Habt ihr nur so Entspannungszeug gemacht und wie genau sieht der Bezug zu BDSM dabei aus? Vielleicht kannst du ganz kurz – ohne den ganzen Seminarinhalt zu verraten – anreissen wie so etwas geht? Würde mich ja schon interessieren….
So neugierig :) Aber es ist verständlich.
Nun, das Gefühl, in Trance zu sein, ist schwierig zu beschreiben. Fangen wir mal damit an, was es nicht ist: Man ist nicht ohnmächtig, man ist kein Sklave eines anderen Menschen Willen. Man kann reflektiert denken, ist normalerweise nicht bewegungslos und kann sogar sprechen. Es fühlt sich für mich tief entspannend an, sogar wenn das Einleiten der Trance alles andere als Entspannend war. Man ist vollkommen fokussiert – bei mir springt der Fokus von der Stimme meines Gegenüber zu meiner Atmung, zu suggerierten Gefühlen, und wieder zurück – aber er verweilt immer lange an diesen Orten.
Wir haben in dem Seminar die Grundlagen gelernt – gegen Ende haben wir diese dann umgesetzt. Mir wurde erfolgreich ein Trigger implementiert, der mir auf Befehl meiner Spielpartnerin zu jeder Zeit einfrieren lässt, bis sie mich erlöst. Aber die Seminartage waren zu schade dafür, einfach mit solchen Dingen herumzuspielen – wir haben tatsächlich eher die Grundlagen gelernt, so etwas in Zukunft selbst tun zu können. Es ist, was das angeht, vieles möglich. Ich kann ein paar Beispiele anreißen:
– Posthypnotische Trigger: Also Reize, die im normalen Wachzustand Reaktionen hervorrufen, ohne dass es vorher eine Hypnose gab. Richtig gesetzt halten diese sehr, sehr lange (monatelang) und bei jeder Anwendung werden sie stärker. Auf ein Wort, ein Geräusch, einen Duft, eine Geste kann man körperliche oder Seelische Reaktionen auslösen: Bewegungslosigkeit, Sinnesverstärkungen, Einschränkungen, Gefühle wie Erregung, Panik, …
– Wachtrance: Nachdem der Partner in eine Trance gebracht wurde, kann man ihn scheinbar daraus erwecken, und normal, mit offenen Augen herumlaufen lassen, mit ihm interagieren. Er ist jedoch sehr suggestibel – in einem richtigen Vertrauensverhältnis sind die Suggestionen des Hypnotiseurs seine Realität. Es sind Sinnesverstärkungen möglich, der Verlust der Kontrolle über Körperteile, Marionettenspiele – und unglaublich Vieles mehr. Natürlich können auch klassische Dinge (Du klebst mit der Hand an der Wand fest, du hast deinen Namen vergessen, …) gespielt werden – aber auch die lassen sich auf BDSM anpassen. Wie wäre es mit einem Rape-Szenario mit dem eigenen Partner – den man aber als jemand ganz anderen wahrnimmt?
– Traumreisen. Innerhalb der Trance kann der Hypnotiseur (am besten im Dialog mit dem Hypnotisanten) Welten in dessen Gedanken erschaffen, die sich in allen Aspekten real anfühlen und so wahrgenommen wären, als würde man sie wirklich erleben. Mit genug Training können die Wahrnehmungen, die man dort hat, weit über das hinausgehen, was man normalerweise erleben kann. Undine meinte, es sei doch sicher für einige Menschen interessant, einmal nur von durch die Rückenhaut getriebenen Haken an Seilen gehalten von einer Brücke zu springen und zu spüren wie die Seile sich spannen und die Haken durch die Haut reißen. Davor würde ich in der Realität zurückschrecken :)
Ich empfinde die meisten Vertiefungen von Hypnose als Entspannung, aber wir haben verschiedenste Methoden gelernt, jemanden in diesen Zustand zu bringen. Einige gehen sehr schnell und sind eher das Gegenteil von entspannend :)
Ich selbst hatte in der Trance, als mein Trigger gesetzt wurde und ich in Hypnose bestätigt bekam, dass er funktioniert, und es ausprobierte, ein so euphorisches und kribbeliges Gefühl (wie Verliebtsein – das habe ich in Trance total oft ;)), dass ich Angst hatte, dadurch aus der Trance zu erwachen ;)
Schon einige Zeit zurück scherzte mal eine Seminarteilnehmerin, dass ich es bei aller Fähigkeit nicht schaffen würde, sie mit Hypnose zum Sex mit einem Mann zu bewegen. Ihr eigener Partner saß mit im Seminar. Nach einigen Tagen ging mir das so auf den Nerv, dass sie immer wieder witzelte und wir schlossen eine Wette ab. Abends habe ich sie dann im Seminarraum hypnotisiert und als ich fraktionierte, ging sie mir zuerst an die Wäsche (vor allen Teilnehmern) und als das nicht so gelingen wollte (habe mich gewehrt), da riss sie sich die Kleider förmlich vom Leib. Ich habe zwar an dieser Stelle abgebrochen und sie wieder in Trance versetzt, aber sie war hinterher als wir die Aufnahmen angesehen haben auch ziemlich überrascht. Das Handeln muss für den Hypnotisanden schlüssig und plausibel sein, dann tut er alles was man von ihm verlangt.
„Fantasiereisen“ kenn ich.
Nur schlaf ich da immer ein.
Passiert das eig. auch bei normaler Hypnose ect.? Dass es da welche gibt, die einfach einschlafen? xD