All diese Erlebnisse beginnen mit einem traurigen und einem wundervollen Umstand – doch beide waren nötig, um sie so unglaublich besonders zu machen. Der wundervolle ist, dass ich es endlich schaffte, einmal wirklich wohlverdienten Urlaub zu genießen. Weg von Allem – weg von Aufgaben die mir sonst permanent im Nacken sitzen, abgekapselt von allen Pflichten die mir fremde Menschen aufbürden – das erste Mal seit Jahren.
Der Urlaub sollte ganz nach meinem Geschmack werden – turbulent, gebunden an meine Leidenschaften, an wundervolle Festivalatmosphäre, an unglaublich tolle Menschen, an besondere Erlebnisse, Ausgelassenheit und Freiheit. Wacken und das M’era Luna waren nur zwei Aspekte darin und alles hätte sich so fein, so harmonisch fügen können und wäre gänzlich perfekt gewesen wenn…
…ja – wenn der traurige Umstand nicht wäre. Höhere Mächte versagten meiner Spielgefährtin, an dem ersten Festival teilzunehmen. Wir hatten so feine Pläne dafür, und wir genießen diese Zeit immer ganz besonders – dieses Mal sollte sie uns verwehrt bleiben.
Nun – natürlich würden wir alles beim zweiten Festival – nur ein paar Tage nachdem das erste geendet hätte, nachholen, doch wir bedauerten es beide. Sie jedoch hat einen wunderbar produktiven Umgang – selbst mit so traurigen Botschaften – und ersann einen Plan für uns.
Wenn ich leiden muss, wenn mich böse Umstände hier halten und ich nicht bei Euch sein kann, dann ist es doch nur fair, wenn du auch leidest, nicht wahr? Wenigstens ein bisschen, nach meinen Wünschen. Für mich!
Wer könnte denn diesen Worten nicht zustimmen, mh? Niemand – genau :) Deshalb ließ ich mich nur zu gern darauf ein.
Die Leiden, die sie mir offenbarte, sollten sich in einer Sammlung aus Aufgaben manifestieren. Ganz kurz vor der Abreise würde sie sie mir mitteilen (mit einer Ausnahme – eine, die ich schon vorher erfuhr, um mich noch neugieriger auf die Anderen zu machen).
Als der Tag gekommen war, erhielt ich eine hübsche kleine Schachtel mit allerlei Dingen darin – verschlossen mit einem grünen Band. Ich öffnete sie und fand einen Brief, auf Pergament geschrieben, der mir meine Situation erläuterte.
Meine Aufgaben waren wundervoll an das erste Festival (auf dem ich mit einer Gruppe nicht als Gast, sondern als Schausteller war – was also bedeutet, dass wir durchaus tägliche Verpflichtungen hatten und nicht einfach so in die Tage hineinleben können) angepasst – das Wacken Open Air 2011. Es ging um Sonne (davon hatten wir genug!), Bier (Bier und Tee, um genau zu sein), Schlamm und passende Outfits – und all das in einer wundervollen Kombination. Im Einzelnen lauteten Sie:
- Du wirst an keinem Tag auch nur einen Tropfen Bier anrühren, bevor du nicht eine für mich erdachte Teezeremonie durchgeführt hast – vorzugsweise vor den Augen derer, die dich begleiten.
- Du wirst dich brav mit Sonnencreme einreiben, jedoch dabei immer einen Streifen, der von deinem mittleren Zeh über den Spann bis zum Knöchel führt, und so breit wie dein Daumen ist, aussparen. (Sie weiß, dass ich die ganze Zeit barfuß lief und hoffte, nach dieser Zeit würde ich mich an jener Stelle so weiter verbrannt haben, dass ich jeden Schritt, den ich danach in Schuhen laufen muss, spüre und dabei an sie denke.)
- An einem Tag wirst du nicht die Duschen, die Euch als Aktive zustehen, aufsuchen – sondern die öffentlichen auf dem Zeltplatz. Vor den Augen der Anderen wirst du dich damit duschen: In dem Päckchen lag ein Fläschlein Lillifee-Duschschaum für Prinzessinnen – in Rosa :)
- Du wirst Bilder von dir machen in denen du jedes Rüstungsteil trägst, das du am Mittelalterlager im Wackingerdorf findest.
Ganz aufgeregt trat ich mit vielen wundervollen Menschen – meiner Gespielin ein wenig nachtrauernd – den Weg gen Norden an.
Die Teezeremonie
Als Zeremonie suchte ich mir ein Element aus, das uns beide schon lange verbindet: Blut. Ich wollte, dass meine Gespielin etwas davon sieht, auch wenn ich schon zurückgekehrt bin – und ich wollte, dass etwas bei mir bleibt – und freute mich in diesem Moment, dass ich in weiser Voraussicht genügend sterile Kanülen dabei hatte :)
In meiner Zeremonie suchte ich mir erst etwas heißes Wasser (das war gar nicht so einfach – das erste, bevor die Lagerküche stand, erschnorrte ich mir an einem Essensstand, der gerade aufbaute) und bereitete den Tee zu.
Während er zog, malte ich mit der Kanüle, die Haut zerreißend, ein Symbol, das dem Ort an dem ich bin geschuldet war, in meinen linken Unterschenkel. Ich fing drei Tropfen meines Blutes auf und gab sie in den Tee, und genoss den Duft als ich ihn trank. Das Symbol war in 6 Teile unterteilt – eines für jeden Tag den wir dort verbrachten, und jeden Tag wurde es ein Stück vollständiger.
Die meisten dieser Zeremonien führte ich vor den Augen aller durch – nur die erste vor dieser Kulisse:
Natürlich achtete ich darauf, alles fein zu desinfizieren – und ab und an schickte ich meiner Gespielin Bilder des Fortschrittes:
Prinzessinnenbad
Wenn ich schon so wundervollen rosa Duschschaum benutzen darf, so soll ich es auch lohnen. Der perfekte Moment dafür war ein Bruchenballspiel – einer der Programmpunkte unserer Gruppe, aus dem ich voller Schlamm, Stroh und Staub entstieg – zudem nur mit einer Art Lendenschurz bekleidet. Als das Spiel vorüber war suchte ich die Duschen auf, mit einem Umhang, einem Handtuch und dem Duschschaum bei mir.
Ganz vergaß ich, dass die Duschen für die normalen Gäste Geld kosten – das hatte ich nicht dabei. Ich hatte wirklich keine Ambitionen, noch einmal umzukehren, um welches zu holen, also vertraute ich darauf, das schon irgendwie zu schaffen.
An derjenige, der die Duschgutscheine kontrolliert trat ich einfach heran, ließ meinen Umhang fallen worunter ich in oben beschriebenem Zustand vor ihm stand, lächelte ihn an und fragte, ob er einem so bemitleidenswert dreckigem Wesen eine Dusche verwehren möchte. Er wollte nicht, und ihre Kollegin auch nicht – und so durfte ich rein.
Die Duschen waren recht leer. Der rosa Schaum wurde schwarz sobald er mich berührte, zu Anfang zumindest, und fiel den drei Mitduschenden gar nicht recht auf. Der Duft nach Erdbeeren jedoch anscheinend schon – ich erfuhr von den Feiglingen allerdings nichts als fragende Blicke. Schade eigentlich ;)
Strafen, Striche, Ausstehendes
So fein wie diese beiden Aufgaben verliefen – so weniger perfekt konnte ich die Ausstehenden lösen. Die Modenschau in Rüstungsteilen erwies sich als so aufwändig, dass sie mir gegen die Auflage, meiner Gespielin für das folgende Festival freie Hand über meine Kleidung zu gewähren, erlassen wurde. Das nahm ich natürlich dankbar an!
Die Sonne war wirklich böse – viele haben sich verbrannt. Ich habe vehement den einen Streifen auf meinen nackten Füßen von Sonnenmilch freigelassen – doch so staubig wie alles war, gab es nicht einmal eine Rötung. Meine Gespielin hatte jedoch die wundervolle Idee, dass sie dann Sonne spielen mag, wenn wir uns Wiedersehen. Vielleicht ja mit etwas Glühendem? Ich bin so gespannt <3
Trotzdem gab es dafür ein paar Striche – also Strafpunkte – genauso wie für das Versäumnis, häufig und ausführlich darüber zu schreiben wie es uns auf Wacken ergeht.
Das Wiedersehen
Die Tage zwischen den beiden Festivals wurden mir von einer sehr sehr lieben Freundin versüßt – die mir netterweise auch half, die Kleidung für den einen Tag, an dem meine Gespielin über mein Outfit verfügen darf, auszusuchen. Ein Rüschenhemd und eine enge Hose, in die sie ein paar Löcher schneiden darf -genau über den Arschbacken ;) Oh – sie hatte eine diebische Freude daran – und ich verschone Euch hier mit einem Bild :p
Die Striche, die sich inzwischen gesammelt hatten, waren 9. Als wir noch darüber sprachen, bekam ich wegen einer Dreistigkeit einen dazu – und danach wurden sie wegen einer Spitzfindigkeit verdoppelt – unglaublich grausam war das! Ich glaube, dafür lasse ich die beiden Beteiligten noch leiden :)
Mir wurde von meiner Gespielin aber gnädigerweise die Möglichkeit gewährt, sie wieder loszuwerden. 20 Stück waren es, und ich durfte Aufgaben erfüllen.
Die erste klang ganz einfach: Meine Beine wurden zusammengebunden und ich durfte mich mit ausgebreiteten Armen in unser Zelt stellen. Unser Zelt ist riesig und man kann sich darin jagen – es war eine Schnur gespannt an der man praktischerweise sehen konnte ob die Arme ganz gerade und hoch genug waren – und ich sollte für jeden Strich eine Minute so stehenbleiben.
Meine Gespielin sagte, ich könne jederzeit aufgeben. Die Minuten die ich geschafft hätte, würden mir abgezogen werden – die restlichen müsste ich weiter abarbeiten, jedoch würden die Aufgaben immer schwieriger werden.
Der Beginn war einfach – ich war mir ganz sicher es zu schaffen. Irgendwann fingen meine Arme aber an, schwer zu werden – schon nach drei Minuten – und sie musste meine Haltung korrigieren. Sie hatte augenscheinlich einen Heidenspaß, die Anstrengung in meinem Gesicht zu sehen und mich leiden und kämpfen zu sehen und sie half mir sehr, in dem sie mich motivierte und die Zeit, die ich schon geschafft hatte, ab und an sagte.
Nach 9 Minuten brannten meine Muskeln wie Feuer, und als die zehnte um war brach ich zusammen. Sie fing mich unglaublich lieb auf, gönnte mir eine Pause und sagte mir, wie stolz sie auf mich sei… ich fühlte mich wie im Himmel :)
Dieser Frieden hielt aber nicht lange an. Ich hatte noch 10 Striche vor mir – und sie hatte vor, das ganze etwas zu erschweren. Da meine Arme in den letzten Minuten zu oft absanken meinte sie, mir helfen zu können, indem sie dem entgegenwirkte. Sie machte mich zu einer Marionette :)
In der Mitte der Ober- und Unterarme stach sie jeweils eine Nadel durch meine Haut, führte einen schönen roten Wollfaden herum und hielt mich an diesen vier Fäden fest:
So durfte ich die altbekannte Position einnehmen (meine Muskeln erfreute das gar nicht), und sie hielt die Fäden locker in der Hand, zog ein wenig daran wenn ich zu nachlässig wurde und meine Arme zu sehr sanken und belohnte mich mit motivierend-schmerzhaftem Ziehen der Nadeln in der Haut :)
Doch sie stand mir auch zur Seite. Sie lobte mich und gab mir Kraft – und sie bot mir einen Handel an. Ihr Spiel sah vor, dass jede Minute, die übrig bleibt, schwerer vergolten werden musste. Ich wusste, ich würde die verbleibenden 10 Minuten nicht durchhalten – und sie fragte, ob ich die Zahl halbieren möchte. Der Preis: Sollte davon etwas übrigbleiben, wäre die nächste Aufgabe sehr, sehr viel grausamer.
Ich willigte ein. Ich hätte 10 Minuten niemals geschafft aber glaubte daran, mit ganz viel Willen fünf zu schaffen.
Die letzte Minuten war die Hölle. ich kniff die Augen zusammen und kratzte meine letzten Kraftreserven zusammen und meine Gespielin lächelte – und irgendwann ließ sie die Fäden fallen und die Zeit war um und ich fiel zu Boden und in Ihre Arme.
Die vier Schnüre flocht sie mir auf der Heimfahrt zu einem Armband, so dass ich die Erinnerungen an Ihre Macht über mich – die ich spürte, auch als sie nicht da war, und Ihren Stolz immer bei mir tragen kann.
Trotzdem – meine Rache wird folgen ;)