BDSM ist für mich nichts Peinliches. Wenn das Thema unter Freunden in diese Richtung driftet dann mache ich keinen Hehl daraus, wie ich dazu stehe. Also – ihr kennt das: Man lässt Aspekte durchblitzen, die andere auch als Witz auffassen könnten, doch mit engeren Freunden spreche ich ganz offen darüber. Und viele davon sind ja selbst mehr als neugierig ;)
Ja aber – es gibt darüber-sprechen, es gibt auch die kleinen Gesten im Alltag, die ich genieße – nun – und dann gibt es Spielen vor anderen Menschen – auf Partys. Und was das angeht hatte ich vor Kurzem meine Premiere.
Ich war schon vorher unheimlich aufgeregt und wusste ganz und gar nicht, was mich erwartete – und als wir zu viert die Location, die wir uns ausgesucht hatten, das erste Mal betraten konnte ich mich kaum auf den Beinen halten – ich war gesundheitlich total angeschlagen, aber war so unendlich neugierig und wollte zumindest mal das Ambiente einatmen, die Spielzeuge und Möbel anschauen und einen Blick auf die Menschen werfen und – ja, ich war begeistert. Ich hätte so gern gespielt aber … nein – mein Körper wollte nicht.
Doch einen Monat später war es soweit: Meine zauberhafte Gespielin entführte mich erneut in die mystischen Räumlichkeiten. Ich durfte mich in dieser Nacht ganz der devoten Rolle hingeben – und ich war wirklich ein wenig erleichtert darüber, denn das nahm mir einen großen Teil meiner Nervosität. Den anderen Teil nahm mir die Tatsache, dass das Ambiente wundervoll ist, und dass dort noch einige liebe Menschen waren, die ich kenne.
Meine Gefährtin wirkte, als wir durch das schmiedeeiserne Tor traten, gleich noch anmutiger, strahlender und stolzer als eh schon und … das gab mir auch etwas Mut. Wir betraten das Erdgeschoss – bestehend aus einem Vorraum, einem Raum mit einem Buffet und einer Bar und einigen Spielzimmern – und begrüßten diejenigen, die wir kannten und – nun – taten uns erst einmal am Buffet gütlich. Ein paar Gespräche mit zum Teil wirklich fantasievoll gekleideten Gestalten, mit dem Gastgeber und Freunden und … ja, ich konnte es kaum erwarten, ins obere Stockwerk zu gehen und zu spielen. Aber drängen wollte ich nicht und – zum Glück ergriff meine Gefährtin dann die Initiative, hakte die Kette, die ihr selbstgenähtes Kleid wie ein Gürtel zusammengeschnürt hatte, an meinem Halsband ein und geleitete mich die Treppe hinauf in den Spielbereich.
Hier war die Atmosphäre noch etwas düsterer und … ja – auch unwirklicher. Das Licht ist dunkler und nimmt rote und blaue Farben an, die Spielmöbel sind wundervoll angeleuchtet und die Stimmen der Anwesenden ganz automatisch gesenkt. Die unfreiwilligen Laute der Opfer passen perfekt hinzu, alles andere ist dezent und im Hintergrund. Die Musik, die Menschen die gerade nicht spielen.
Meine Lady führte mich durch den Raum – ich folge ihr ganz nahe, denn die Kette lässt mir kaum Bewegungsspielraum. Sie schaut sich interessiert die Spielzeuge an – und ich frage mich, wohin sie mich führt. Ein wenig der Spannung fällt ab, als sie mich ansieht, und wir gemeinsam rätseln, wofür das eine oder andere Möbelstück ist – und dann führt sie mich zu einem Spinnennetz.
Ein wunderschönes großes Netz, aus glattem Stahl ausgeschnitten, und angebracht in einem stabilen massiven Metallrahmen, der schön angeleuchtet gegenüber des Eingangs steht. Ein jeder, der den Spielbereich betritt, schaut also zwangsläufig erst einmal auf dieses Netz – und sie … sie entkleidet mich halb und stellt mich – noch mit einem Rock bekleidet, mit dem Rücken daran und … nimmt mir mein Augenlicht mit einem samtenen Band. Ich lächle und lasse mich fallen – spüre das warme Licht und Ihre Hände auf mir, als sie meine Arme mit weichem Seil an das Netz flechtet. Bald fühle ich mich vollkommen eingesponnen, viel schöner als es eine Spinne könnte *lächelt*
Und dann war ich allein. Ich konnte nichts sehen – doch manchmal schienen Schatten vor mir vorbeizuhuschen. Sie hatte mir ins Ohr geflüstert, ob ich Angst hätte, wenn sie mich ein wenig allein hier stehen ließe – ich sähe so dekorativ aus – und natürlich bin ich mutig und – ja – da stand ich hier und wusste nicht, wie viele Blicke auf mir ruhen und wo meine Gefährtin ist. Ich versuchte, das Klirren der Ketten die sie trug im Raum auszumachen und hörte plötzlich alle Geräusche so viel intensiver und es fühlte sich an wie ein Rausch – obwohl ich einfach dort stand und hilflos war – ein unbeschreiblich mächtiges Gefühl.
Als sie wiederkehrte hörte ich sie nicht näherkommen – noch sprach sie zu mir – sie ließ mich dafür spüren, dass sie wieder da war. Mit ihren Fingernägeln auf meiner Brust – und ich war erleichtert, trotzdem ich zusammenzuckte. Sie spielte mit mir – dort wo die Seile meine Haut freiließen durfte ich ein paar Spuren behalten, und doch ließ sie mich immer wieder einige Minuten allein dort stehen, und das bewirkte bei mir eine traumhafte Unsicherheit, die bewirkte dass ich mich so sehr nach ihr sehnte, nach Ihren Händen, dem Nadelrad oder den Kerzenwachstropfen. Und zwischen diesen beiden Situationen der einige Herzschläge anhaltende Moment der Unsicherheit, ob die Hände, die auf mir mit Wachstropfen oder den Nadeln malten, Ihr gehörten… nun, schaut! Da ist es wieder. Mein Problem.
Meine Worte sind zu schwach, die Gefühle, die hinter diesen Handlungen, die für sich genommen vielleicht nicht so besonders wirken mögen wie andere Dinge die wir tun, zu erklären aber … zusammengenommen und in dieser Situation waren sie überwältigend und wundervoll.
Das war natürlich nur das erste unserer Spiele – von anderen schreibe ich ein anderes Mal. Doch es sei gesagt: Wir beide waren extrem verwundert, als wir irgendwann auf die Uhr schauten und sahen, wie unwirklich schnell die Zeit verflogen ist. Als wir das feststellten wussten wir: Wir würden wiederkommen – es gab noch so viel zu entdecken und auszuprobieren. Nur – ob in dieser Rollenverteilung? Das ist ungewiss *schmunzelt*