„BDSM ist doch längst salonfähig!“ sagte mir einst ein Freund in einem abendlichen Gespräch bei einem Glas Rotwein. Und ich gab Ihm Recht – sah ich es doch selbst, mit eigenen Augen. Seit Jahren schon sind Szenen mit solchen Inhalten in vielen aktuellen Filmen – egal ob subtil oder explizit – zu sehen. Sogar in Serien und Soaps! Auch wer sich einmal online in einer Partnerbörse anmeldet darf inzwischen immer öfter nicht nur zwischen homo-, bi- und heterosexueller Ausrichtung wählen, sondern auch angeben, ob er eher dominante oder devote Vorlieben hat, ob er switcht oder … oder gar nichts damit anfangen kann.
Aber – um bei den filmischen Umsetzungen zu bleiben – was sieht man da wirklich? Eigentlich sind es doch in aller Regel Szenen, die nur Platzhalter sind, um auszudrücken, dass gerade etwas Unheimliches, Merkwürdiges geschieht – etwas, das abseits der Norm ist, etwas Unnormales, das beim Zuschauer ein Unbehagen auslösen soll.
Ich denke, salonfähig ist das noch lange nicht. Ich glaube, diese einseitige, mystifizierte Betrachtungsweise dieses Themas stellt viele Menschen, die sich dafür durchaus interessieren, vor ein Problem. Die Angst, dieses Thema anzusprechen treibt sie dazu, sich mit Worten wie „Also, nicht dass ich darauf stehen würde, aber…“ abzusichern, sollte ein Gespräch mal in diese Gefilde entgleiten. Außerdem hat die Tatsache, dass man sich seine Meinung doch immer nur als Außenstehender bildet, und nur wenige Menschen das Glück haben, mit den Beteiligten über deren Gefühle zu sprechen, zur Folge, dass viele Handlungen und Situationen – aus dem Kontext gerissen – abschreckend wirken.
Es hat mich mehr als einmal verwundert, wie interessiert und neugierig Freunde von mir wurden, als ich in deren Gegenwart mit Leuten sprach, die meine Leidenschaft teilten – wie sie näher rückten und Fragen stellten. Aber das taten sie nur, weil sie mich kannten, sich vor mir nicht schämen mussten und wohl sahen, dass das Thema ja nicht gar so schlimm sein kann, wenn ich offen mit anderen darüber spreche.
Ich hoffe, dass die Klischees des BDSM nach und nach den Weg gehen, den die Schwulenklischees genommen haben. Ich meine – diese Vorurteile, dass sich bei Schwulen alles nur um’s Ficken drehen würde, sind doch tot.
Sind sie doch!
Oder?